Inhalte der einzelnen Module der Ausbildung zum „Zertifizierten Mediator“
Fall: Mediation eines Gesellschafterkonfliktes (Wirtschafts-Mediation)
- Definition: Was ist Mediation?
- Basisregeln und Verstehensprozess in der Mediation
- Haltung des Mediators (Wertschätzung, Neutralität/Allparteilichkeit, Respekt, professionelle Distanz zu den Medianten und zum Konflikt)
- Setting und Ausstattung
- Prinzipien, Verfahrensablauf und Phasen der Mediation (Kontaktaufnahme, Mediationsvertrag, Themensammlung, Interessenerforschung und Verstehensprozess, Sammlung und Bewertung von Optionen, Verhandeln und Abschlussvereinbarung)
- Überblick über Kommunikations- und Arbeitstechniken in der Mediation
- Konstruktives Zusammenfassen in der Mediation (Paraphrasieren)
- Verfahrensmodelle (kontradiktorisch versus mediativ): Abgrenzung der Mediation zum streitigen Verfahren und zu anderen alternativen Konfliktbeilegungsverfahren
- Anwendungsfelder der Mediation
- Literaturhinweise
Fall: Trennungsmediation (Familien-Mediation)
- Der Konflikt auf der Gefühls-, Verhaltens- und Inhaltsebene
- Konfliktanalyse
- Blockaden, Widerstände, Sackgassen, Machtungleichgewichte
- Verstehens- und Kommunikationsprozesse in der Mediation
- Umformulieren von Positionen in verhandelbare Themen
- Einzelheiten zu den Phasen der Mediation (Stoffsammlung, Interessenerforschung, Sammlung und Bewertung von Optionen, Abschlussvereinbarung)
- Visualisierungs- und Moderationstechniken
- Die „Kunst des Fragens“ (Fragetypen, Motivation des Fragenden, Wirkung von Fragen)
- Hypothesengeleitetes Arbeiten in der Mediation
- Konflikteskalation (Eskalationsstufen nach Glasl)
- Recht der Mediation: Rechtliche Rahmenbedingungen (Mediatorvertrag/Mediationsvertrag, Berufsrecht, Verschwiegenheit, Vergütungsfragen, Haftung und Versicherung sowie Einbettung in das Recht des jeweiligen Grundberufs)
- Rolle des Rechts in der Mediation und Umgang mit dem Recht in der Mediation (rechtliche Informationen, Formen der Rechtsberatung, Rolle des Mediators in Abgrenzung zu den Aufgaben des Parteianwalts)
- Rolle, Aufgabe und Selbstverständnis des Mediators
- Unterschied Memorandum – Vereinbarung (Formen und Gültigkeit)
- Reflexion zu Trennungserfahrungen
- Umgang mit eigenen Gefühlen
Fall: Erbschaftsmediation (Familien-Mediation)
- Vertiefung der einzelnen Mediationsphasen
- Sitzung mit drei Parteien und Einbeziehung Dritter in die Mediation
- Umgang mit zwei Generationen
- Familien- und systemtherapeutische Betrachtungen
- Verhandlungstechniken
- Die Dynamik von Geben und Nehmen – Gerechtigkeitsbuchführung
- Arbeit mit Hypothesen und Bilden hypothetischer Fragen
- Macht, Fairness und Fairnesskontrolle
- Recht in der Mediation (Abgrenzung von zulässiger rechtlicher Information und unzulässiger Rechtsberatung in der Mediation durch den Mediator, Grundzüge des Rechtsdienstleistungsgesetzes)
- Umgang mit sozial- und verwaltungsrechtlichen Aspekten
- Sensibilisierung für das Erkennen von rechtlich relevanten Sachverhalten bzw. von Situationen, in denen den Medianden die Inanspruchnahme externer rechtlicher Beratung zu empfehlen ist, um eine informierte Entscheidung zu treffen
- Ressourcen und Fertigkeiten des Mediators
- Mediative Konfliktbearbeitung und Kommunikationstechniken (aktives Zuhören, verbale/ nonverbale Kommunikation, Paraphrasieren, Verbalisieren, Reframing, Normalisieren, Zukunfts- und Ressourcenorientierung, Realitätsprüfung)
- Techniken zur Entwicklung und Bewertung von Lösungen (Brainstorming, Mindmapping, sonstige Kreativitätstechniken, Risikoanalyse)
Fälle: „Kurzzeitmediationen“ (Durchführung einer Mediation in einer Sitzung) anhand von vier Fällen (ein Fall pro Tag): Familie – Gemeinde – Vorgesetzter/Mitarbeiter – Team
- Bedeutung/Funktion der „Phase 0“: Vorgespräche und Vorbereitung gemeinsamer Verhandlungen
- Besonderheiten im Phasenablauf bei Kurzzeitmediationen, insbesondere bei der Formulierung des Themas im Rahmen der Kurzzeitmediation
- Vor-/Nachbereitung von Mediationsverfahren
- Kostenkalkulation
- Zeitmanagement/Zeitbudget
- Unterscheidung von Effizienz und Effektivität des Verfahrens
- Balance von (familiären und/oder beruflichen) Macht-Ungleichgewichten und Hierarchien
- Unterscheidung von neutralen, blockierenden und inhaltlichen Themen
- Anwendungsfelder der Kurz(zeit)mediation
- Verhandlungsführung/-management: intuitives Verhandeln, Harvard-Konzept/integrative Verhandlungstechniken, distributive Verhandlungstechniken
- Vertiefung von Techniken nonverbaler Kommunikation
- Setting-Fragen: intermittierendes Einzelgespräch (sog. Caucus), Co-/Teammediation, Mehrparteienmediation, Shuttle-Mediation
- Praxisreflexion
Fall: Scheidungsmediation (Familien-Mediation)
- Der Prozess des Verhandelns: Von den Optionen zur Entscheidung
- Wahrnehmungsverzerrung
- Umgang mit Bedenken
- Bezugspunkte der Entscheidungsfindung
- Techniken zur Entwicklung und Bewertung von Lösungen
- Arbeit mit Plänen (Betreuungsplan und Finanzierungs-/Budgetplan)
- Trennung von Paar- und Elternebene
- Trennung von Sach- und Beziehungsebene
- Regelungen für Kinder – Kinder in der Mediation?
- Wirtschaftliche Auseinandersetzung eines Familienbetriebes
- Memorandum: Protokollierung der Ergebnisse inkl. Anforderungen an die inhaltliche und formale Gestaltung in Abhängigkeit vom Grundberuf des Mediators sowie rechtliche Bedeutung und Durchsetzbarkeit der Abschlussvereinbarung unter Berücksichtigung der Vollstreckbarkeit
- Rechtliche Besonderheiten der Mitwirkung des Mediators bei der Abschlussvereinbarung
- Rolle externer Fachleute für die Mediation (Rechtsanwalt, Steuerberater, …), Mitwirkung externer Berater in der Mediation
- Dynamik des Rechts bzw. Wie kommt das Recht in die Mediation? (Bedeutung, Funktion, Zeitpunkt sowie Sensibilisierung für die rechtliche Relevanz bestimmter Sachverhalte)
- Reflexionsübung zur Einstellung zum Recht
- Dokumentation und Protokollführung
- Vernetzung
- Praxisreflexion